Schön
Es fühlte sich wie der perfekte Tag an. Nicht weil ich heute in mein sechzigstes Lebensjahr starte. Geburtstage bedeuten mir nichts, man erinnert sich: Ich bin der Innbegriff der toxischen Männlichkeit. Aber, mit dem Motorrad und Freunden bei optimalem Wetter durch die wunderschöne französische Provinz fahren - da frage ich mich dann doch ob es das ist, was mir die Zeugen Jehowas versprochen haben. Das Schöne, was ich dereinst erfahren würde, könnte, würde ich Satan abschwören.
Vielleicht hätte ich mich überzeugen lassen sollen. Ich wurde bestraft. Nach dem Dejeuner im malerischen Estaing traf mich die Härte des Schicksals. Nicht die volle, das gebe ich zu. Aber die, die einem echt die Laune verdirbt.
Nicht da, wo sie hingehört: Ölablassschraube einer Ducati Streetfighter V4 S. Meiner.
Dank ADAC sitze ich jetzt in der Brasserie de l'Hotel de Ville in Espailon. Mein Mopped steht ohne Öl ein paar hundert Meter weiter in der Garage der örtlichen Garage.
Es gibt in der Vielfalt der göttlichen Schöpfung bestimmt schlimmere Orte, als diesen. Schön hier, natürlich am unvermeidlichen Jakobsweg gelegen. Für mich ist es gerade gefühlt die Hölle. Gestrandet, der Flügel beraubt, gefangen. Schön, ja, aber im goldenen Käfig. "Can you tell a green field from a cold steel rail? " Hätte ich doch Zeuge Jehowas werden sollen? Zumindest ein kühles Grohe hätte mir die Vorsehung vorsehen können?
Holländisches Bier in der französischen Provinz. Ist man da jetzt sauer, dass einem sowas an seinem Geburtstag passiert? Oder ist man dankbar, dass nicht was viel schlimmeres passiert ist? Also, ich meine jetzt motorradmäßig. Ich bin unschlüssig. Brauche glaube ich noch ein paar Get 27 um das rauszufinden. Übrigens: DAS Zeug hat nicht Gott in Frankreich erfunden.
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