Tennishalle

 Die Tennishalle in Pfungstadt, im Bild im Rohbau, bietet Zitat: "seit ihrer Eröffnung im September 2023 optimale Bedingungen für Spiel und Training – und das bei jedem Wetter."

Das ist, das war, ein Fortschritt für Pfungstadt. Denn auch ich erinnere mich ungern an die Zeit, in der ich minderjährige Tennisfreundinnen bei unbequemer Witterung ständig nach Riedstadt karren musste. Gut, inzwischen ist das Vergangenheit. Aber die kommunalpolitische Frage bleibt: Wie groß kann, muß, darf das städtische Allgemeininteresse am Bau und Betrieb einer Tennishalle sein?

Denn: Bei allem Respekt vor der Initiative, dem Mut und dem Unternehmergeist der Initiatoren des Baus der Halle, der "Tenniszentrum Pfungstadt gGmbH": gestützt wurde Bau und Betrieb auch durch eine Bankbürgschaft der Stadt Pfungstadt in Höhe von 1,25 bzw. 1,5 Millionen EUR. Wir haften als Pfungstädter Steuerzahler also alle. 

Natürlich, eine Bankbürgschaft ist zunächst mal eben nur das: Das Versprechen der Stadt gegenüber der Bank, die das Vorhaben finanziert, im Falle von finanziellen Schwierigkeiten der Betreibergesellschaft zur Seite zu stehen. Solange der Betrieb wie geplant funktioniert, solange die Kredite regelmäßig bedient werden können, muß auch kein Steuergeld angefasst werden.

You can plan a pretty picnic, but you can't predict the weather*

Unschönerweise steht dieser Fall nun wohl unmittelbar bevor. Aus welchen Gründen auch immer entwickelt sich der Betrieb der Tennishalle nicht so, wie von den Betreibern, uns allen erhofft, erwartet. Die Betreibergesellschaft steht vor der Insolvenz. Die Bank fordert die Rückzahlung einer Kreditsumme von 1,2 Millionen EUR. Jetzt. Von uns, der Stadt, den Bürgern. Mist.

Nun gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: "Nein" - Die Betreibergesellschaft meldet mit der Halle Insolvenz an. Die Bürgschaft wird fällig, wir zahlen die fällige Kreditrestsumme an die Sparkasse und die Halle wird versteigert. Variante: "Ja" - Wir, die Stadt Pfungstadt, kaufen die Halle für einen Euro, übernehmen die Gesellschaft samt Krediten und der Betrieb geht weiter. Vermutlich weiter defizitär aber mit der Möglichkeit, erstens den Tennisbetrieb aufrechtzuerhalten, und zweitens den Verlust für Stadt zu minimieren. Natürlich auch mit dem Risiko, die Verluste weiter zu erhöhen.


So lag also zur Stadtverordnetenversammlung am 05. Mai 2025 der Vorschlag 10/2025 auf dem Tisch. Der Vorschlag JA, siehe Bild. Der tatsächliche Ablauf, die Sachlage ist einigermaßen kompliziert und nicht einfach im Beschlusstext darstellbar - wurde aber ausführlich den kommunalen Verantwortungsträgern in Ausschusssitzungen vorgestellt und erläutert. Ein Kompromiss, ausgehandelt zwischen Betreibergesellschaft, Berater, Bank und Magistrat, maßgeblich dem ersten Stadtrat Knell und fachlicher Unterstützung des UBP Fraktionsvorsitzenden Kramer. Ein kluger Kompromiss, wie ich finde.

Die Debatte darüber, ob es sinnvoll und fair war, 2019 in die Bankbürgschaft einzutreten, ob man das zukünftig wieder machen sollte: Die muß geführt werden. Aber, am Montag den 05. Mai 2025 musste die Entscheidung Ja oder Nein zur aktuell drohenden Insolvenz von den Stadtverordneten gefällt werden. Die Zeit für Grundsatzdebatten war vorbei. 

Die Mehrheit entließ die Tennishalle in die Insolvenz, stimmte mit NEIN.

Keine leichte Entscheidung. Ich, die FDP Pfungstadt, wir stimmten anders ab. Wir votierten für die Variante "Ja", den Erhalt, den mutigen Blick in die Zukunft, der keine Mehrheit fand bei den Stadtverordneten, die ihn mit 16 zu 14 Stimmen ablehnten.

Ich bin gespannt wie es jetzt weitergeht.

Wie gehts jetzt weiter?

Ein wahrscheinliches Szenario 2025 ist nun wohl die Insolvenz der Betreibergesellschaft der Tennishalle. Es darf weiter gehofft werden, dass der Insolvenzverwalter dann einen privaten Investor findet, der die Halle weiterbetreibt. Die Stadt Pfungstadt wird wohl in jedem Fall bis zu 1,25 Millionen abschreiben müssen. Also, mit "Stadt" sind wir, die Steuerzahler, gemeint.

Die politisch wichtige Frage bleibt: Wie geht man solchen Fällen in Zukunft um? Würde man wie 2019 nocheinmal einer solchen Bürgschaft zustimmen? Denn in Pfungstadt gibt es mehr als nur einen Verein. Ich meine es sind über 60. Stünde nicht fairerweise entweder allen entsprechende Rückendeckung durch die Stadt zu oder konsequenterweise keinem? Wer wählt wie aus? Und würde man, durch strikte Ablehnung weiterer Bürgschaften nicht sinnvolle Unterstützung von Vereinsinitiativen unmöglich machen?

Ich glaube, eine schnelle, einfache, pauschale Antwort wäre ein Fehler. Es kommt drauf an. Aber eines zeigt zumindest mir der Fall deutlich: Er ist eine erneut Bestätigung dafür, dass der Staat, in diesem Fall vertreten durch die Stadt, nicht der bessere Investor, Bauherr, Unternehmer ist. Dass er sich zurückhalten sollte, wenn es um solche Aktivitäten geht. Dass die Unterstützung der Vereine auch und vor allem eine politische sein muß, keine monetäre. Hätte man die 1,25 Millionen den vielleicht 10.000 potentiellen grundsteuerzahlenden Pfungstädtern als Steuergutschrift zukommen lassen - jeder hätte selbst entscheiden können, ob er die 125 EUR in eine Tennishalle investiert oder nicht.

Das gleiche gilt im übrigen für Schwimmbäder.

Links:

TZP Tenniszentrum Pfungstadt gGmbH
Tennisclub Pfungstadt e.V. 
TAS Pfungstadt e.V.: TZP-Halle Pfungstadt
Echo: Pfungstadt hat eine neue Tennishalle
SDNet Pfungstadt: Beschlußtext 114/2019 3. Ergänzung - Stadtverordnetenversammlung Mo, 26.08.2019 19:40 Uhr: Übernahme einer Ausfallbürgschaft für die "Tenniszentrum Pfungstadt gGmbH in Gründung“ (TZP gGmbH i. G.)
SDNet Pfungstadt: Namentliche Abstimmung über den Beschluss 10/2025
SDNet Pfungstadt: Stadtverordnetenversammlung 05.05.2025
*Outkast - Ms. Jackson (Official HD Video): Schlechtes Wetter kommt vor
FDP-Pfungstadt: Sechs Freikarten

Kommentare

  1. Genau Schwimmbäder, Hessentag, Brauerei, da muss man mal nachdenken. Man holt es aber nicht über Grundsteuerhebesatz wieder rein.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sicher, nachdenken ist immer eine gute Idee. Ob die Bürgschaft für die Tennishalle die richtige Entscheidung im Sinne aller Pfungstädter war, kann wohl Stand heute bezweifelt werden. Ein Schwimmbad für 45 Millionen zu bauen ist mit Sicherheit die falsche Entscheidung für Pfungstadt. Einen Hessentag in Pfungstadt ausrichten zu lassen, auch. Für die Pleite der Pfungstädter Brauerei kann aber die Stadtgesellschaft und ihre politischen Vertreter nichts.

      Löschen
    2. Ich bin normalerweise ein Gegner von Schulden. Aber wenn ich sehe für was unsere Steuergelder von den Politikern in Berlin verwendet werden, dann doch lieber für ein Schwimmbad von dem die Pfungstädter etwas haben.

      Löschen
    3. Würde der Bund im Verhältnis ein solches Projekt anfassen, also etwa 55 Prozent seines gesamten Jahreshaushaltes für ein Schwimmbad ausgeben, dann würde dieses 270 Milliarden EUR kosten. Zum Vergleich: Die Verteidigungsausgaben des Bundes betragen 2024 etwa 50 Milliarden EUR. Es stimmt, die Steuerverschwendung des Bundes ist gigantisch. Aber so einen Wahnsinn wie das Pfungstädter Schwimmbad würde man selbst im Schuldenweltmeister Kabinett Merz nicht erleben. Und da haben wir noch nichtmal über die laufenden Kosten gesprochen. Aber: Eine knappe Mehrheit der Pfungstädter Volksvertreter will das so - ok für mich.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wilhelm