Achtlos

Illegale Müllablagerungen sind ein Ärgernis. Nicht nur in Pfungstadt, aber eben auch. Ein Ärgernis, dass viele Bürger bewegt und das zu intensiven politischen Debatten führt. Politisch - schon wieder. Hört das denn nie auf? Kann man nicht der Sauerei einfach einen Riegel vorschieben und fertig?

"Die illegale Müllablagerung in Pfungstadt ist alles andere als ein Randphänomen – sie ist ein fortwährender, ärgerlicher Begleiter, der unsere Erinnerung an vergangene Zeiten (als Respekt für den öffentlichen Raum selbstverständlich war) auf die Probe stellt." Geschrieben von ChatGPT 5. Ich weiß nicht. Der Roboter wird sentimental?

Eindeutig

Sicher. Das:

Aus: Stadt Pfungstadt - illegale Müllablagerung in Eschollbrücken

ist unambiguitär einfach eine Sauerei. Ein unverständlicher Akt des Verstoßens gegen Regeln des anständigen Miteinanders, der auch mich sprachlos zurückläßt. Wie kann man so ignorant sein? Wäre es tatsächlich so viel schwieriger gewesen zum Wertstoffhof zu fahren? Zeugt diese Verhalten nun von Unwissen, Faulheit oder schlicht Boshaftigkeit? Lack gesoffen? Auf jeden Fall ist es leider alles andere als selten.

Der Mängelmelder zeigt allein 321 Fälle gemeldeter illegaler Müllablagerungen in Pfungstadt. Im Jahr 2023 wurden sage und schreibe 114 Tonnen illegaler Abfall in Pfungstadt entsorgt, wie das Echo in einem Artikel 2024 schreibt. Immer wieder gibt es Müllsammelaktionen. Von Vereinen, privat, von der Stadt organisiert. Menschen die Ihre Freizeit opfern, um die Sauerei von anderen wegzuräumen. Was die Vermüller eigentlich verschämt zurücklassen sollten. Von der Angst für den Schaden auch finanziell gerade stehen zu müssen mal ganz abgesehen.

Was ist zu tun?

Angesichts solcher Bilder überkommt einen Wut, der Drang einzuschreiten, zu stoppen. Mich jedenfalls. Na klar: Verhaften, bestrafen, wegsperren. In Singapur geht das doch auch.

Strafen in Singapur für einfachste Ordnungswidrigkeiten wie Kippe wegwerfen

Alles OK. Trotzdem: Man muß den Täter erstmal bekommen. Nicht ganz einfach. Die Verdächtigengruppe ist heterogen. Los gehts beim 59 jährigen Pfungstädter, der auf dem Weg von der Kneipe nach Hause die Kippe am Mülleimer vorbeiwirft. Und sich danach zu bücken ernste Folgen gehabt hätte. Weiter geht es über den Ablagerer von Tonnen von Zuckerrüben am Feldrand, bei der die Frage ob das nun Müll ist oder nicht, erstmal biologisch und verwaltungsjuristisch geklärt werden muß. Und schließlich zu Fällen, bei denen das Entsetzen über die Tat die Ordnungswidrigkeit komplett in den Hintergrund treten läßt. Hart - aber die Realität, der man sich stellen muß, wenn man gleich "Hängt ihn höher" ruft. War das schon immer so?

Die gute alte Zeit

Gibt es sie wirklich, die "gute alte Zeit", diesen Sehnsuchtsort, in oder an dem noch einfach alles in Ordnung war? Der warme Sommerabend, an dem wir mit zerschrammten Knien nach Hause kamen, erschöpft vom Spielen, hungrig, glücklich? Die Straßen sauber, die Luft klar und die Volksseele unverletzt war? Ich bin da skeptisch. Klar, die KI will sich beliebt machen, bei uns menschlichen. Als älterer Herr darf ich mir ein Urteil erlauben: Dieser Ort existiert nur in der Vorstellung. Und wird von Douglas Adams korrekt so beschrieben: "In diesen Tagen war der Mut noch ungebrochen, war das Risiko noch hoch, waren Männer noch richtige Männer, Frauen noch richtige Frauen und kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri noch richtige kleine pelzige Wesen von Alpha Centauri." Ich schweife ab. Was ich sagen will: Das Problem, unterschiedliche Auffassungen darüber, was akzeptables Verhalten ist und was nicht, in einer Gemeinschaft integrieren zu müssen, ist alles andere als neu.

Bürgerpflicht

Die Versuchung etwa, Tätergruppen beweislos festzulegen, Sündenböcke zu erzeugen, ist groß. Flächendeckende und lückenlose Überwachung, drakonische Strafen zu fordern einfach, aber schwer umzusetzen. Erste Bürgerpflicht in der liberalen Demokratie muß es sein, nicht das zu tun was die 5.0er Version macht: Sentimental werden. Muß ich wirklich eine 24/7 Videoüberwachung im Friedenspark einrichten, weil mal einer ne Pommesschale weggeworfen hat?

Ja, ich denke wir müssen tatsächlich den "Kontrolldruck" gerade an bekannten Hotspots verstärken. Kameras sehen schick aus, die Bilder müssen aber auch von irgendwem beobachtet werden. Von der KI? Ich weiß nicht so recht. Ich rufe dazu auf, den "Mängelmelder" intensiv zu nutzen. Der Bürgermeister muß öffentliche Räume sicher machen, aber nicht zur Überwachungshölle. Man muß sich nicht alles gefallen lassen. Zum Erhöhen des Drucks gehört es auch, den Verursachern unmißverständlich klar zu machen, dass die Akzeptanz des Pfungstädters gegenüber Sauereien Grenzen hat. Etwa auf Schildern in unterschiedlichen Sprachen.

Kurz: ich bin dafür zu reagieren, aber nicht zu überreagieren. Wir wollen Ordnung, aber wir wollen auch frei bleiben: Ein berühmter Pfungstädter Liberaler hat mal gesagt (Smiley): Mathias Zeuner / Positionen / Freiheit:

".... Zuviel Gleichmacherei, zuviel Obrigkeitshörigkeit, zuviel Bürokratie, zuviel Steuern, zuviel Angst zerstören sowohl Selbst- als auch Fremdachtung. Das "Wir" UND das "Ich" müssen koexistieren."