FAZ
Mitten im Bürgermeisterwahlkampf interessiert man sich natürlich sehr dafür, was die FAZ so über scheidende Pfungstädter Bürgermeister zu schreiben hat. Muß mich ja vorbereiten, auf den Artikel über mich in 18 Jahren.
Sie wissen es, im Umgang mit der Presse kann ich pingelig werden. Teile ich also die Beobachtungen des Autors über die Gründe des Ausscheidens von Patrick Koch, aus dem Rennen ums Bürgermeisteramt in Pfungstadt? Und vor allem: Schaffe ich es den Artikel zu bewerten, ohne mich der Urheberrechtsverletzung schuldig zu machen? Nicht jeder hat ein FAZ Abo. Ich hab mal die Nutzungsrechte am Artikel gekauft. Siehe unten.
Meine Meinung
Es ist selbstverständlich schwierig, 12 Jahre Amtszeit in einem Satz zusammenzufassen. Ich habs dem Echo gegenüber, in meinem Kommentar zu Patricks Rückzug so gemacht:
"Ich hielt und halte Patrick Koch weiterhin für einen klugen, einen fähigen, einen im besten Sinne liberalen und modernen Bürgermeister und bedauere es, ihn in dieser Position zu verlieren. Mathias Zeuner, Vorsitzender, FDP Pfungstadt.“
Warum?
Warum also der Rückzug? Zwei Gerichtsverfahren, Negativschlagzeilen, wechselnde Mehrheiten. Letzteres ist sehr vornehm ausgedrückt. Die FAZ schreibt: "Koch hofft, dass sich das Klima zwischen den Stadtverordneten auf der einen sowie dem Magistrat und der Verwaltung auf der anderen Seite bessert und Politik wieder mit mehr gegenseitigem Respekt gemacht wird." Als regelmäßiger Teilnehmer der Stadtverordnetenversammlung Pfungstadts, als ehemaliger Stadtrat sage ich Ihnen: Ich auch. Nach zwölf Jahren hat Koch es verdient, sich in liberaler Tradition nach neuen Betätigungsfeldern umzusehen. Sich dort zu engagieren, wo seine Mühen wertgeschätzt werden, wo auch immer das sein wird.
Big Five
Wenns um Pfungstadt geht, gehts um die "Big Five", mit denen es Pfungstadt in die überregionale Presse geschafft hat: Hai-Aquarium, Brauerei, Schwimmbad, Hessentag. Sind nur vier, aber für den Pfungstädter Kommunalpolitiker das Äquivalent zur Großwildjagd. Oder zum Master in Psychologie. Ich werde die Themen betrachten, denn es ist auch wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen. Wenn Sie was bewegen wollen und die Mehrheit der Bürgervertreter ist nicht bereit, Ihnen auf neuen Wegen zu folgen, brauchen Sie gar nicht erst nach Afrika aufzubrechen.
Hai
Klar, wenn jemand zu Ihnen kommt und sagt, er will ein Hai-Aquarium auf einem Pfungstädter Rübenacker bauen, ist ihre erste Reaktion eine Abwehrreaktion. Vermutlich instinktiv, intuitiv. "Verrückt geworden?". In Sinsheim jedenfalls, hat man den Initiatoren dieser Idee, The Seven Seas Aquarium GmbH & Co. KG, dann auch eine Absage erteilt, bevor sie nach Pfungstadt kamen.
Vielleicht hat man in Sinsheim erkannt oder hat es in Pfungstadt in Kauf genommen, ich tat das, dass man für verrückt erklärt wird, wenn man einem Investor für sowas ein Grundstück verkauft. Genauer: Die Absicht erklärt, es zu verkaufen, wenns denn soweit ist. Natürlich gab es Proteste. Die Grünen im Stadtparlament zerbrachen über die Diskussion. Ich hätte es gut gefunden, wäre es was geworden. Ist es dann nicht, na und? Ist das die Schuld des Bürgermeisters? Oder genauer: Was soll denn da die Schuld des Bürgermeisters sein?
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FDP Pfungstadt - Haiaquarium noch rentabel? |
Dass der Investor sagt, eine allzu autoritäre Coronapolitik hätte ihm finanziell das Genick gebrochen? Eins weiß ich: Wenn Sie einem Pfungstädter Rübenacker zum Gewerbegebiet erklären und sich aber insgeheim wünschen, dass da weiter Rüben oder Unkraut wachsen, dann wirds schwierig mit dem wirtschaftlichen Aufbruch. Wenn man den überhaupt möchte. Letztere Frage ist legitim und der Kern des Problems.
Die FAZ schreibet: "Dass ihm auch dieses Scheitern angelastet wurde, versteht Koch bis heute nicht." Ich auch nicht. Ich weiß nichtmal, was da eigentlich wem angelastet wird. Übertriebene Zimperlichkeit wohl nicht.
Bier
Hand aufs Herz - als Sie gestern Abend ein Pfungstädter Bier getrunken haben - ist es Ihnen aufgefallen dass es nicht in den Pfungstädter Verwaltungsgrenzen von 1977 gebraut wurde? Nicht nur Patrick Koch hat für den Erhalt der Pfungstädter Brauerei gekämpft. Ich kenne niemanden, der aktiv an der Schließung der Brauerei gearbeitet hätte. Oder daran interessiert gewesen wäre. Außer den ehemaligen Besitzern. Die haben die Insolvenz der Brauerei zu verantworten. Den Verkauf der Liegenschaft an einen Immobilieninvestor.
Natürlich hätte ich als Stadtverordneter der Aufstellung eines Bebauungsplans nicht zustimmen können. Was wäre passiert hätte die StVV den B-Plan verhindert? Hätte der Immobilieninvestor einfach das Grundstück zum Einstandspreis an den Käufer der Brauereigesellschaft verkauft und alles wäre wieder wie früher gewesen? Kann sein. Wahrscheinlicher wäre ein jahrelanger Stillstand und innerstädtische Brache gewesen.
Was definitiv FALSCH ist, ist das was in der FAZ steht: "Als Bürgermeister setzte er (Anm.: Koch) sich vergebens für die Rettung der Pfungstädter Traditionsbrauerei ein, unterlag mit seinem Engagement schließlich der Mehrheit der Stadtverordneten, die einem Wohngebiet den Vorrang gab, für das die Brauerei weichen musste."
Ja, Patrick Koch hat für den Erhalt der Pfungstädter Brauerei gekämpft. Ich auch. Er war gegen die Aufstellung eines B-Plans, ich nicht. Aber die Brauerei mußte weichen, weil sie pleite war und von den Eigentümern verkauft wurde.
Schwimmbad
"Zuletzt warnte der Bürgermeister vor einem zu großen Investment beim Hallenbad. Die angespannte Finanzlage der Stadt lasse ein von der Parlamentsmehrheit favorisiertes Spaßbad nicht zu. Koch wollte mit Blick auf die Folgekosten den Badneubau etwas kleiner gestalten, scheiterte aber im Parlament."
Ja.
Hessentag
Nie wieder. Ist mein Fazit. Die Lehre, außer das Boris Rhein uns hat hängen lassen, ist: Eine Stadtverwaltung wie Pfungstadt ist mit der Organisation eines solchen Events überfordert. Es wurden Fehler gemacht.
Ein Fehler, der auch immer wieder gemacht wird, ist, die 10 Millionen Verlust isoliert von den Investitionskostenzuschüssen zu sehen, die der Hessentag gebracht hat. Fürs Schwimmbad etwa. Oder die Sporthalle Eschollbrücken.
"Dass er beim Hessentag Fehler gemacht hat, hat Koch mehrfach unumwunden zugegeben. Doch das Defizit von mehr als zehn Millionen Euro habe er nicht allein zu verantworten. Zudem habe der Hessentag auch positive Impulse für die Stadt gebracht. Doch Positives werde in Pfungstadt oft nicht gesehen."
Da hat die FAZ recht.
Artikel
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) - Weshalb der Pfungstädter Bürgermeister nicht mehr antritt. Von Hans Dieter Erlenbach. F.A.Z., 04.08.2025, Nr. 178, Rhein-Main-Zeitung, S. 7
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/weshalb-der-pfungstaedter-buergermeister-patrick-koch-nicht-mehr-antritt-110620728.html
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/weshalb-der-pfungstaedter-buergermeister-patrick-koch-nicht-mehr-antritt-110620728.html
Nach Kritik tritt Koch nicht mehr an
PFUNGSTADT Zwei Gerichtsprozesse, das Defizit des Hessentags, das Scheitern von "Shark City" und der Wegzug der Brauerei: Der Bürgermeister hat sich viele Vorwürfe anhören müssen. Das hat ihm zugesetzt, weshalb er sich aus der örtlichen Politik zurückziehen will.
Von Hans Dieter Erlenbach
Zwölf Jahre lang hat Patrick Koch (SPD) die Geschicke Pfungstadts geleitet. In dieser Zeit stand er allerdings nicht nur zweimal vor Gericht, sondern musste sich auch Kritik wegen eines Rekorddefizits des Hessentags, des Wegzugs der Pfungstädter Brauerei und des Scheiterns des Großprojekts "Shark City" stellen. Nicht selten stieß Koch mit seiner Politik in der Stadtverordnetenversammlung auf Ablehnung. Wechselnde Mehrheiten machten die Arbeit schwer und unkalkulierbar.
Die beiden Gerichtsverfahren haben Koch und seiner Familie besonders hart zugesetzt. Sie waren letztlich für die Entscheidung, nicht noch einmal für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, mitentscheidend, wie er gelegentlich sagte. Koch wurde zweimal freigesprochen - doch Narben sind geblieben.
Einmal wurde der Bürgermeister wegen Untreue mitangeklagt, weil sein Vorgänger im Amt Straßenbeiträge in Millionenhöhe nicht erhoben hatte, obwohl das Geld wegen der angespannten Finanzlage der Stadt dringend gebraucht wurde. Das Verfahren zog sich bis 2024 hin, wurde dann aber eingestellt. Koch litt jahrelang unter der Ungewissheit, wie das Verfahren ausgehen würde.
Im zweiten Fall ging es um Äußerungen Kochs im Zusammenhang mit dem Doppelmord in Babenhausen von 2009. In einem Indizienprozess wurde Andreas Darsow aus Babenhausen 2011 wegen des angeblichen Mordes an einem Ehepaar aus der Nachbarschaft des Mordes und des Mordversuchs an deren schwerbehinderter Tochter zu 21 Jahren Haft wegen der besonderen Schwere der Schuld verurteilt. Seine Familie und zahlreiche andere Menschen halten ihn für unschuldig und fordern eine Neuauflage des Prozesses. Familie Darsow wurde von dem bekannten Strafverteidiger Gerhard Strate vertreten. Der Antrag auf ein Wiederaufnahmeverfahren scheiterte.
Koch hatte sich in diesem Zusammenhang kritisch geäußert und sinngemäß angedeutet, damals sei nicht gründlich genug ermittelt worden. Das Darmstädter Polizeipräsidium habe Druck auf die eingesetzte Sonderkommission ausgeübt, um schnellstmöglich ein Ermittlungsergebnis zu bekommen. Koch musste sich wegen seiner Aussagen 2021 wegen des Verdachts des Verrats von Dienstgeheimnissen verantworten. Auch in diesem Prozess wurde er freigesprochen.
Der Bürgermeister geriet zudem 2020 in die Negativschlagzeilen. Als der Ausbruch von Corona in Österreich bekannt war, fuhr Koch mit Mitgliedern der örtlichen Feuerwehr noch in das Nachbarland. Nach der Heimkehr musste die gesamte Mannschaft inklusive des Bürgermeisters im außerhalb der Stadt gelegenen Naturfreundehaus tagelang in Quarantäne. Koch führte die Amtsgeschäfte von dort.
Als Bürgermeister setzte er sich vergebens für die Rettung der Pfungstädter Traditionsbrauerei ein, unterlag mit seinem Engagement schließlich der Mehrheit der Stadtverordneten, die einem Wohngebiet den Vorrang gab, für das die Brauerei weichen musste.
Für mehr als 20 Millionen Euro sollte im Pfungstädter Gewerbegebiet Deutschlands größtes Hai-Indoor-Aquarium unter dem Namen "Shark City" entstehen. Doch das Projekt von zwei Investoren stand offenbar auf wackligen Beinen, die beiden waren plötzlich nicht mehr erreichbar. Dass ihm auch dieses Scheitern angelastet wurde, versteht Koch bis heute nicht.
Zuletzt warnte der Bürgermeister vor einem zu großen Investment beim Hallenbad. Die angespannte Finanzlage der Stadt lasse ein von der Parlamentsmehrheit favorisiertes Spaßbad nicht zu. Koch wollte mit Blick auf die Folgekosten den Badneubau etwas kleiner gestalten, scheiterte aber im Parlament.
Dass er beim Hessentag Fehler gemacht hat, hat Koch mehrfach unumwunden zugegeben. Doch das Defizit von mehr als zehn Millionen Euro habe er nicht allein zu verantworten. Zudem habe der Hessentag auch positive Impulse für die Stadt gebracht. Doch Positives werde in Pfungstadt oft nicht gesehen.
Was macht der 49 Jahre alte Bürgermeister im nächsten Jahr, wenn zum 1. Januar ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin die Amtsgeschäfte im Rathaus übernimmt? Koch will sich dazu nicht äußern - er ließ mehrere Anfragen unbeantwortet. Der Vater dreier Kinder will sich aber keinesfalls zur Ruhe setzen, wie er mehrfach verschiedenen Medien sagte. Der bisherige berufliche Werdegang Kochs war bewegt. Als Polizeibeamter arbeitete er in jungen Jahren für den Staatsschutz in Kiel und die Kripo in Flensburg. Von 2001 bis 2013 war er Kriminaloberkommissar im Polizeipräsidium Darmstadt.
Koch, der 1992 in die SPD eintrat, war sogar für einige Monate Landtagsabgeordneter. 2008 gewann er das Direktmandat gegen die frühere hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger von der CDU. Es folgten Monate der politischen Unsicherheit, bis sich der Hessische Landtag wieder auflöste und es 2009 zu Neuwahlen kam. Dabei unterlag Koch dann Lautenschläger und ging wieder zurück in den Polizeidienst. Ob er dort auch seine weitere berufliche Zukunft sieht? Auch das lässt Koch offen. Eine Garantie, wieder in den Polizeidienst zurückzukehren, habe er nicht, sagt er lediglich.
Die Entwicklung Pfungstadts will der gebürtige Groß-Umstädter weiterhin beobachten. Er wolle ein politischer Mensch bleiben, sich aber nicht in die örtliche Politik einmischen, sagte er in einem Interview. In Pfungstadt solle es einen Neuanfang ohne ihn geben. Koch hofft, dass sich das Klima zwischen den Stadtverordneten auf der einen sowie dem Magistrat und der Verwaltung auf der anderen Seite bessert und Politik wieder mit mehr gegenseitigem Respekt gemacht wird.
Um die Nachfolge Kochs bewerben sich sowohl gestandene Kommunalpolitiker als auch Neulinge der örtlichen Parteien. Am 28. September treten Maximilian Schimmel (CDU), Mathias Zeuner (FDP), John Kraft (UBP) sowie die unabhängigen Kandidatinnen und Kandidaten Katrin Seger, Nicole Sperber und Ralf Krier an.
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Weitere Quellen und Links
Mathias Zeuner - kann pingelig werden
https://mathiaszeuner.blogspot.com/2025/07/dead-man.html
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FDP-Pfungstadt zur Bürgermeisterwahl
https://pfungstadt.freie-demokraten.de/buergermeisterwahl-0
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FDP-Pfungstadt - Kommentar Mathias Zeuner zum Rückzug von Patrick Koch
https://pfungstadt.freie-demokraten.de/patrick-koch-hoert-auf
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Verywellminded.com - Big five personality dimensions
https://www.verywellmind.com/the-big-five-personality-dimensions-2795422
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Mathias Zeuner - Witchcraft statt Wirtschaft - Pfungstädter Gewerbepolitik am Limit
https://mathiaszeuner.blogspot.com/2025/06/witchcraft.html
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FDP-Pfungstadt: Hai Aquarium noch rentabel
Pfungstädter Brauerei
https://pfungstaedter.de/
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Mathias Zeuner - Verkauft ist verkauft
FDP Pfungstadt - Schwimmbad zu teuer
https://pfungstadt.freie-demokraten.de/sechs-freikarten
https://pfungstadt.freie-demokraten.de/sechs-freikarten
Mathias Zeuner - Nie wieder Hessentag
Mathias Zeuner - Con-Man
Pfungstadt 2032 - Machen Sie mit!
https://pfungstadt2032.de
Bürgermeisterkandidat Pfungstadt - Mathias Zeuner
https://mzbereit.de
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