Der Markt
O weh, Marktwirtschaft. Das ist doch böse. Ausbeutung, Unfreiheit, Neoliberalismus. Aber anläßlich des Events in der neuen Pfungsätdter Grillhütte erlaube ich mir meine Gedanken zur Marktwirtschaft aufzuschreiben. Auch, weil der Wähler von Bürgermeisterkandidaten wissen sollte, wie diese zu einem zentralen Thema in der Stadtgesellschaft stehen.
Der Markt ...
„Der Markt regelt nicht alles“. Das bekomme ich oft zu hören, wenn ich mich für freies wirtschaften, für eine soziale Marktwirtschaft, für einen starken und fairen Außenhandel einsetzte. Die Aussage stimmt. Warum sollte er auch? Wer hätte behauptet, dass er das müsse?
Das Wirtschaften auf freien Märkten ist ja nicht nur Mittel zum Zweck. „Der Markt“, also das Austauschen von Sachen, Dienstleistungen und Informationen ist ein menschliches, ein zivilisatorisches Urbedürfnis. Er ist eine kulturelle Errungenschaft.
Und damit meine ich nicht nur den Pfungstädter Wochenmarkt.
Schon vor der neolithischen Revolution, also des "Sesshaftwerdens" der Menscheit, findet sich "Tauschverhalten" in Jäger- und Sammler-Kulturen. Handel minderte Konflikte: Statt den anderen zu erschlagen, konnte man mit ihm tauschen. Manche Anthropologen sagen sogar: Der Markt war ein Friedensinstrument, ein kultureller Klebstoff.
Spätestens mit der Verbreitung von Ackerbau und Viehzucht wurde Arbeitsteilung unvermeidbar. Wer Keramik formte, brauchte Brot von jemandem, der Getreide anbaute. Die Keimzelle von Markt und Preis war geboren: Bedürfnisse trafen auf Spezialisierung. Mit zunehmendem Handel reichte Tausch nicht mehr. Man erfand Geld – zuerst Muscheln, Salz, Metalle. Geld ist nichts anderes als ein Symbol für Vertrauen: „Ich nehme das, weil ich sicher bin, dass ich es später wieder eintauschen kann.“
... ist Teil der Menschwerdung
Ohne Vertrauen kein Markt. Ohne Markt keine komplexe Gesellschaft.
- Sprache: um zu handeln, musste man kommunizieren – handeln ohne Worte ist Raub.
- Erinnerung und Abstraktion: man musste sich merken, wer wieviel schuldet.
- Moral und Regeln: Versprechen halten wurde überlebenswichtig.
- Zeitvorstellung: Märkte sind auf Zukunft gerichtet („morgen ernte ich, übermorgen tauschen wir“).
Das heißt: Marktwirtschaft ist nicht einfach eine ökonomische Form – sie ist fast ein anthropologisches Grundmuster. Ohne sie gäbe es keine Städte, keine Schrift (die ältesten Keilschriften waren Schuldscheine!), keine Staaten.
Soziale Marktwirtschaft
Nun erleben wir ja eine zeitgenössische Sehnsucht nach paläolithischen Zuständen. "Früher war alles besser" ist ja das Zeitgefühl ganzer politischer Gruppen. Wie etwa der AfD oder des BSW. Der Linken. Was nicht ganz unverständlich ist, denn mit der geschichtlichen Entwicklung entwickelten sich auch die Regelungen. Und die braucht es natürlich. Ein "Markt" ist automatisch immer ein "geregelter Markt". Siehe oben: Ohne den Konsens über bestimmte Regeln gibt es keinen Markt. Da wirds kompliziert. Unübersichtlich.
Außerdem setzt sich natürlich in der Neuzeit die Erkenntnis durch, dass es in einer funktionierenden Gesellschaft einen sozialen Ausgleich braucht. Ausdruck dieser Erkenntnis wurde in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg die "soziale Marktwirtschaft", also eine Marktwirtschaft, die regulatorisch die Bedürfnisse aller Menschen im Blick behält. Dazu muß man wissen, dass die freie Marktwirtschaft in Deutschland extrem unpopulär ist. Der Deutsche hat es gern ausgeglichen. Sicher. Geregelt.
Vom Aussterben bedroht
Einfach und sicher. Dahin geht der Trend. Und deswegen stirbt in Deutschland die soziale Marktwirtschaft aus. Politisch wird ja längst nicht mehr über marktwirtschaftlichen Austausch mit sozialer Regelung gesprochen. Im politischen Vordergrund steht die Frage, wer wieviel bekommt. Ich will mich nicht beschweren, aber die ein oder andere Frage im Bürgermeisterwahlkampf zielt dann doch deutlich in die Richtung: "Wieviel bekomme ich, die Gruppe, die ich vertrete, wenn Sie Bürgermeister sind?" Ich bin doch nicht der Weihnachtsmann.
Jetzt nicht in Pfungstadt, aber auf Bundesebene: Die Notwendigkeit des Erwirtschaftens von Mehrwert wird geleugnet, auf Pump zu leben zur Staatsdoktrin. Deswegen sehen wir uns einer Situation gegenüber, in der 30 Millionen Deutsche Nettozahler sind und 50 Millionen Deutsche Nettoempfänger. Es geht nur noch um Verteilung. Im Zweifel von Schulden. Und selbst diese aktuelle Situation veranlasst Heidi Reichinnek die "Demokratie „ernsthaft bedroht“" zu sehen und zum "Sturz des Kapitalismus" in Deutschland aufzurufen. Unter Applaus des Wählers. Das ist doch albern.
Deutschland
Den letzten reinen Kapitalismus auf deutschem Boden gab es knapp vor dem Aussterben der Neanderthaler. Als der Cro-Magnon Mensch begann zu sagen, wie die Höhlenmalereien auszusehen haben. Seitdem regieren die schlichten Heidis, Uschis und Sarahs im Land. Was die jetzt abschaffen wollen, ist eben nicht einfach irgendwas, was sich einer ausgedacht hat. Nicht irgendein "ismus", wie der Kommunismus und der Sozialismus. Der Markt, die Marktwirtschaft ist nicht einfach ein Konstrukt, das man politisch beliebig formen, an- oder ausschalten könnte. Er ist Ausdruck menschlichen Verhaltens. Ein Grundbestandteil der Zivilisation, der Gesellschaft. Er bedroht nicht die Demokratie - er ist Teil der Demokratie. Wer den Markt unterdrückt, unterdrückt den Menschen.
Position
Daher ist meine Position eine andere, als es die Retrowelle verlangt. Weder ist ein ungeregelter Kapitalismus wünschenswert, noch kann er existieren. Ich denke aber auch, dass die soziale Marktwirtschaft erneuert werden muß. Weniger Staat, weniger Bürokratie, weniger Steuern sind die Gebote der Stunde. Die ursprüngliche Idee, "das Prinzip der Freiheit auf dem Markt mit dem des sozialen Ausgleichs zu verbinden“ (Alfred Müller-Armack), ist heute kaum noch zu erkennen, muss wiederbelebt werden. Die Tendenz zur Staats- und Planwirtschaft ist eine Bedrohung für die soziale Bürgergesellschaft.
Ich investiere politisch wieder in Marktwirtschaft.
Quellen / Links
SEG Pfungstadt
https://www.seg-pfungstadt.de/
Mathias Zeuner - Termine
https://mzbereit.de/termin/wirtschaftsempfang-der-seg-pfungstadt
Mathias Zeuner - Neoliberal
https://mzbereit.de/neoliberal
Mathias Zeuner - Markt
https://mzbereit.de/markt
Mathias Zeuner - Markt
https://mzbereit.de/der-markt
Stadt Pfungstadt - Wochenmarkt
https://www.pfungstadt.de/stadtleben/feste-maerkte/pfungstaedter-wochenmarkt/
Wikipedia - Jäger und Sammler
https://en.wikipedia.org/wiki/Hunter-gatherer
Wikipedia - Altsteinzeit
https://en.wikipedia.org/wiki/Paleolithic
Mathias Zeuner - Nicht der Weihnachtsmann
https://mathiaszeuner.blogspot.com/2025/07/schulden.html
Jamila Schäfer. MdB - Frage, ob ein Staat das Geld, das er ausgibt, „zuerst einmal erwirtschaften“ müsse. Sie sagte:„Es sei ein Mythos, dass ein Staat das, was er ausgibt, zunächst einmal erwirtschaften müsse, denn er könne Kredite bei der Zentralbank aufnehmen und politisch festlegen, zu welchen Konditionen und in welchen Zeiträumen er sie zurückzahle. Zudem könne man in seiner eigenen Währung gar nicht pleitegehen.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Jamila_Sch%C3%A4fer
Welt - Heidi dreht durch
https://www.welt.de/politik/deutschland/article256066114/Linke-Demokratie-ernsthaft-bedroht-Heidi-Reichinnek-ruft-zu-Sturz-des-Kapitalismus-auf.html
Mathias Zeuner - Merz macht Schulden
https://mzblog.de/2025/06/con-man.html
Mathias Zeuner - Positionen
https://mzbereit.de/#mission
BPB - Soziale Marktwirtschaft
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20642/soziale-marktwirtschaft/
Bürgermeisterkandidat Pfungstadt - Mathias Zeuner
https://mzbereit.de
Mathias Zeuner - Downloads
https://mzbereit.de/downloads
Pfungstadt 2032 - Machen Sie mit!
https://pfungstadt2032.de
Artikel als pdf zum Download/Drucken
https://mathias-zeuner.wahl.freie-demokraten.de/sites/default/files/2025-09/Der%20Markt_250904.pdf
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